Autos, Allah & Akropolis

Vorwort

Heidrun und Hartmut Modes fuhren drei Monate mit ihrem Wohnmobil durch zehn Länder Europas und Asiens. Daraus ist ein umfassender Reisebericht, dieses Buch und eine zweiteilige DIA-Tonshow entstanden.

Lassen Sie sich von ihren Erlebnissen verzaubern und nehmen Sie auch an den Schwierigkeiten der Reise teil.

Alle Ereignisse beruhen auf Tatsachen.

Wir wünschen Ihnen jedenfalls viel Spaß beim Lesen.


INHALT


Leseprobe

2 4   Stunden  Pech

Man könnte es in Gyula noch lange aushalten, aber wir müssen weiter, Hellas ruft. An der Grenze in Rumänien geht es schleppend voran.  Immerhin sind die Zöllner freundlicher als früher, die Straßen sind eher schlechter geworden. Wenn man einem Schlagloch ausweicht, fällt man in zwei andere. Ganz schlimm bis katastrophal sind die Stadtdurchfahrten. Man muss höllisch aufpassen, denn hinter jeder Kurve kann ein Pferdefuhrwerk oder eine Schafherde sein. Die Tankstellen sind zahlreich und haben alle billiges Benzin, der Liter Diesel kostet nur 24 Pfennige.

Wir bekommen Hunger und halten in einem kleinen Dorf an einer Gaststätte. Darin sitzen viele Männer, trinken und rauchen. Rauchen tut auch der gusseiserne Ofen und verbreitet dicken Qualm im Raum. Nachdem ich einen Hustenanfall bekomme, steht einer der Männer auf und rührt mit einer langen Eisenstange  die spärliche Glut um. Wir dachten immer Öfen sind zum Heizen da, davon ist hier nichts zu spüren. Eine Überraschung kommt allerdings in Form einer deutschsprachigen Speisekarte. Der Chef empfiehlt uns gleich Schnitzel mit Pommes. Alle Ausländer glauben immer der Deutsche heißt Fritz und isst Schnitzel. Wir bestellen jeder doppelte Portionen panierten Käse, das ist sehr reichlich. So viel hatten wir in Rumänien nicht erwartet. Ein Witz für uns war die Rechnung, so kleine Scheine hatte ich gar nicht.

Ab Bad Herkules sehen wir uns nach einem Nachtlager um, finden aber keines. Hundert Kilometer später ist ein Motel, es hat aber nur kaltes Wasser und die Heizung ist auch kalt. Eine weitere Stunde später wird es dunkel und großen Hunger verspüren wir auch. Wir finden eine Tankstelle und eine Gaststätte, die rund um die Uhr geöffnet haben. Das kommt wie gerufen und hier werden wir auch übernachten. In der Gaststätte ist man froh über unseren Besuch. Man bringt uns gleich eine rumänische Speisekarte. Jetzt sehen wir erst einmal wie unbrauchbar ein Wörterbuch ist. Schließlich einigen wir uns auf ein Bier und Omelett mit Champignons. Anschließend noch drei Metaxa und ab in die Falle.

Die Schiebetür unseres Bully lässt sich nur halb schließen, als ich sie loslasse geschieht etwas Unfassbares. Die Tür fällt raus und liegt auf dem Parkplatz. Hatte ich zuviel Metaxa getrunken oder war das Wirklichkeit. Meine Frau sitzt wie versteinert da und bekommt erst mal kein Wort heraus. Hoffentlich bleibt ihr Gesicht nicht so stehen. Als sie sich gefangen hat, geht sie in die Gaststätte, um zu telefonieren. Drei Jugendliche merken gleich, dass hier Hilfe nötig ist und betrachten sich den Schaden. Nach kurzer Beratung verlangen sie eine Taschenlampe und wuchten die Tür wieder rein. Sie lässt sich nun zwar nicht mehr öffnen, aber wir können wenigstens ruhig schlafen.

Am anderen Morgen betrachten wir im Hellen noch einmal die Tür und fahren vorsichtig weiter. In der nächsten Stadt Craiova ist durch einen Rohrbruch die Straße vollkommen unter Wasser. Vorsichtig versuche ich durchzu­kommen ohne in ein zu großes Schlagloch zu fallen.

An der Grenze zu Bulgarien müssen wir erst einmal zwei Stunden warten. Inzwischen regnet es stark. Wir stehen zwar überdacht, die Fallrohre der Regenrinnen enden jedoch nach innen, rumänische Logik. Ich mache mich  lautstark bemerkbar und siehe da, wir werden abgefertigt. Auch die Kontrolle bei geschlossener Seitentür ist kein Problem. Genützt hat es uns aber nichts, denn jetzt stehen wir an der Fähre und warten weitere zwei Stunden. Die Fahrt über die Donau dauert 20 Minuten.

In Bulgarien angekommen müssen wir zunächst Visa kaufen. Das ist kein Problem, wenn man dafür 309 DM hinlegt. Die Botschaft in Bonn hatte uns ganz andere Summen genannt. Der Kurs steht 1 zu 52, hier bekommt man nur 48 Lewa für eine Mark, natürlich ohne Quittung. Am nächsten Schalter soll ich 47 DM Straßengebühr bezahlen, man kommt mir entgegen und verlangt ohne Quittung nur 20 DM. Dazu kommen noch 7 DM für die Durchfahrt durch die Seuchenpfütze und noch einmal 80 Lewa für das Auto. Ein Holländer vor uns muss auch noch 100 DM Kaution für seine Videokamera bezahlen, unsere haben sie nicht gesehen. Zollkontrolle gibt es nicht, man wird hier nur abgezockt. So hohe Eintrittspreise für ein Museum habe ich noch nie gezahlt.

Die nun folgenden Straßen rechtfertigen eigentlich keinen Pfennig Straßengebühr, die häufigen Eisenbahnübergänge liegen meist einen halben Meter unter dem Straßenniveau. An größeren Kreuzungen sind große Glaskästen als Kontrollpunkt. Ein Polizist hebt seine Kelle. Ich bin mir keiner Schuld bewusst und fahre weiter. Ein paar Kilometern später haben sie uns eingeholt, stoppen uns und nehmen die Pässe weg. Wir müssen zurück zum Kontrollpunkt. Anfangs soll ich 700 DM bezahlen. Ich protestiere lautstark und dann sind es nur noch 200 Mark. Der Polizist blättert in einem kleinen Buch und zeigt mir Preise in Lewa, 8000 sollen es nun noch sein. Die Zeit drängt, denn es wird schon langsam dunkel und wir wollen noch bis Sofia. Ich nehme meine letzten 4000 Lewa, lege sie auf den Tisch und nehme unsere Pässe an mich. Nach kurzer Überlegung ist der Polizist einverstanden, natürlich ohne Quittung.

Bald kommt die Autobahn und wir erreichen noch den Campingplatz. Hier ist zwar nichts los, dafür soll die Übernachtung 15 Dollar kosten. Wir haben keine Wahl, also bleiben wir. Nach so viel Pech habe ich die Schnauze voll und würde am liebsten nach ein paar Tagen Bulgarien verlassen und gleich wieder zurück in Richtung Heimat fahren.