CAT - napping

     

Ich heiße Tiffany, bin 55 cm lang und habe ein ganz schwarzes Rückenfell. Vor fast sieben Jahren ging mein Mensch über den Markt seiner Heimatstadt Dessau. Zwischen drei Hunden aus Stoff und mehreren Decken stand ich. Als er mich sah war es Liebe auf den ersten Blick und er kaufte mich sofort. In den folgenden Jahren wurde ich zu seinem Talisman und er fuhr mit mir durch 23 Länder. Dabei wurde ich von manchen Zöllner doll gedrückt, weil man dachte ich nehme Drogen. Manchmal hatte ich sogar Angst, man schlitzt meinen Bauch auf.

Auch am Pfingstfreitag 1999 sollte es wieder einmal in den Urlaub nach Ungarn über Polen und die Slowakei gehen. Ich und viel Gepäck wurden in das große schwarze Wohnmobil geladen, zwei Fahrräder angehängt und meine beiden Menschen führen los Trotz der vielen Staus waren wir schon nach vier Stunden an der Autobahngrenze Görlitz. Nach einer weiteren Viertelstunde erblickte ich eine Servicestation mit Tankstelle und einem Bistro. Meine Menschen schlossen das Auto ab und gingen hinein um etwas zum Essen auszusuchen. Mich ließen sie im Auto, denn Stoffkatzen sind nicht so hungrig. Plötzlich geschah etwas Furchtbares. Mehrere Männer kamen, brachen das Auto auf und führen mit mir und dem Auto davon. Dazu brauchten sie nur drei Minuten. Mein Mensch hat gleich die Polizei gerufen, aber die ist nicht so schnell und schon gar nicht immer echt. Sie kamen zwar nach zehn Minuten, einer in Uniform, im Zivilfahrzeug, schrieben das Kennzeichen auf einen Zettel und verschwanden wieder mit den Worten: ,,Jetzt essen, wir kommen wieder".

Inzwischen war es kalt geworden und mein Mensch hatte keine Jacke mehr. Da sah er plötzlich ein Auto mit Dessauer Kennzeichen zur Tankstelle fahren. Nach kurzer Schilderung gab ihm der Mann sofort seine Jacke. Dafür möchte ich mich bedanken, denn ich habe als Stoffkatze ja ein dickes Fell und friere nicht. Nach zwei Stunden rief mein Mensch selbst die Polizei an, dabei unterstützte ihn ein polnischer Jugendlicher. Die kam sehr schnell mit einem Blaulichtauto fotografierte alles, besorgte einen Dolmetscher und machte auf dem Revier ein Protokoll. Am späten Abend fuhren sie meine Menschen dann zur Grenze, dort stiegen sie in ein Taxi und fuhren zu einem Hotel. Am anderen Tag mussten sie dann mit dem Zug nach Hause fahren. Das war der kürzeste Urlaub, den ich und meine Menschen je hatten, er dauerte nur drei Minuten. Ich denke immer daran, was wäre wenn statt mir ein echtes Tier, die Schwiegermutter oder leichtsinnigerweise ein gerade eingeschlafenes Kind im Auto zurückgeblieben wäre. Meine Menschen haben nun kein Auto mehr. Ich bin in einer unbekannten Gegend und weiß nicht mehr, wie ich nach Hause kommen soll. Sicher lande ich auf einem Müllberg, wenn ich Glück habe auf einem polnischen Flohmarkt. Nachts träume ich davon, dass mich ein deutscher Tourist kauft und mich in meine Wohnung bringt. Sicher würde mein Mensch eine sehr große Belohnung für mich ausgeben, denn ohne mich ist er ganz traurig.

Das ist eine etwas ungewöhnliche, aber wahre, Urlaubsgeschichte. Falls sie veröffentlicht wird, trägt sie vielleicht dazu bei im Urlaub noch vorsichtiger zu sein. Dieser Beitrag soll nichts gegen ,,die Polen" sagen, denn sie leiden durch zurückgehenden Tourismus auch unter diesen international agierenden Banden. Wir haben die polnischen Menschen im vorigen Jahr als sehr gastfreundliche und hilfsbereite Menschen kennen gelernt.